Hilfe, mein Hund zieht! Teil 3
Auf dem Weg zum leinenführigen Hund…
Rückblick
Nun sind wir schon bei Teil 3 dieser Blogartikelserie zum Thema Leinenführigkeit angekommen. Als kleiner Rückblick: Im ersten Teil haben wir uns im Detail mit dem Verhalten beschäftigt, das unser Hund an der Leine zeigen soll. Es ging um die Komplexität und welche anderen Faktoren Einfluss auf unseren Trainingserfolg haben können. Teil 2 beinhaltete 5 typische Trainingsfehler, die mir immer wieder in meinen Coachings begegnen oder von denen Hundehalter mir berichten.
Dieser dritte Teil wird Dir 3 beliebte Trainingsmethoden aufzeigen und auf die wichtigsten Punkte für die Umsetzung eingehen. Vielleicht kennst Du die Methoden bereits oder hast sie auch schon ausprobiert? Falls ja, lass mich gerne wissen, wie gut sie bei Dir funktioniert haben oder an welchen Punkten es hapert. Möchtest Du gerne eine Beratung, in der es ganz individuell um Dich und Deinen Hund geht sowie um euren persönlichen Trainingsstand, dann kannst Du mich hier erreichen. Ich freue mich von Dir zu hören.
Vorbereitung: Mit Plan zum Ziel
Bevor ich auf die Trainingsmethoden eingehen werde, geht es um ein paar Punkte, die Du Dir vorher überlegen solltest. Das Training für eine lockere Leine wird um einiges einfacher für euch beide, wenn Du Dir komplett im klaren darüber bist, was Du eigentlich von Deinem Hund möchtest. Definiere also vorher Dein ganz persönliches Ziel (wie ich es schon im letzten Artikel beschrieben habe). Dabei bist Du am besten so penibel, wie nur möglich. Mindestens solltest Du aber für Dich wissen, wo sich Dein Hund genau aufhalten darf. Darf er auch vor Dir laufen? Oder nur neben Dir? Darf er hinter Dir die Seite wechseln? Umso besser Du weißt, wie das Ziel aussieht, desto einfacher kannst Du Deinem Hund mitteilen, was richtig und was falsch ist.
Um Deinen Trainingsfortschritt im Auge zu behalten, empfiehlt es sich, ein kleines Trainingstagebuch vorzubereiten. Wie Du das machst, kannst Du ebenfalls im zweiten Teil dieser Blog-Serie nachlesen. Dafür ist es sinnvoll, für jedes Training oder auch wochenabhängig kleinere Ziele und Schritte zu definieren. Du kannst Dir euer Training wie eine Treppe vorstellen und auf jeder Treppenstufe wartet ein kleineres Zwischenziel. Überlege Dir hierbei auch gleich, welche Ablenkungen ihr trainiert haben müsst, damit ihr das finale Ziel erreichen könnt. Beim Thema Wild könntest Du eine Hilfsperson bitten sich mit einem Plüschtier an einem Weg zu verstecken. Beim Thema Hund könntest Du erst einmal mit einem Stoffhund beginnen (Ja, funktioniert tatsächlich bei den meisten Hunden ). Hat Dein Hund Schwierigkeiten sich auf Dich zu konzentrieren, wenn Fahrradfahrer oder Jogger an euch vorbeisausen, kannst Du ihn mit einem Spielzeug überraschen. Später kannst Du auch ein Fahrrad schieben oder Deine Hilfsperson kommt euch langsam fahrend entgegen. Du siehst, es gibt viele kleine Treppenstufen, die ihr erklimmen könnt.
Ein letzter Punkt noch: Beginne Dein Training immer dort, wo sich Dein Hund noch konzentrieren kann. Starte nicht direkt auf dem Spaziergang, sondern beginne die Basics lieber im Garten oder sogar im Wohnzimmer. Überforderst Du Deinen Hund bereits am Anfang, werdet ihr beide eher frustriert, als dass Du schnell Fortschritte bemerkst. Überlege Dir, wann genau Dein Training beginnt und wann es endet sowie eine Art Notfall-Plan. Mal angenommen, die Basics sitzen und nun geht es darum, auf dem Spaziergang kurze Stücke zu trainieren. Kommt Dir jetzt unvorhersehbarer Weise jemand entgegen, solltest Du Dir zurecht gelegt haben, wie Du jetzt reagierst: Karabiner umswitchen, Umkehr-Signal, auf’s Feld ausweichen oder doch das gute, alte „Sitz“-Signal…?
Nun aber los: Wir kommen zu den Trainingsansätzen
Methode: Stehen bleiben
Fast jeder Hundehalter hat diese Methode schon einmal gehört oder sogar selbst verwendet. Mein Hund beginnt zu ziehen und ich bleibe stehen. Eigentlich recht einfach. Das Prinzip ist simpel: Kommt der Hund nicht weiter voran mit gespannter Leine, lohnt sich das Verhalten nicht. Allerdings ist hier nun wichtig, was richtig und was falsch ist. Möchte ich, dass mein Hund begreift „Leine gespannt = doof, Leine locker = gut“, so muss ich dafür sorgen, dass er genau dies auch bemerkt. In der Umsetzung achtest Du daher am besten darauf, dass Deine Hand mit der Leine immer an der gleichen Stelle ist (bspw. vor Deiner Brust, Deinem Bauch oder 2 Finger in der Hosentasche). Dies verhindert, dass sich Dein Arm doch einmal unbewusst verlängert, wenn Dein Hund beginnt zu ziehen. Nun der eigentlich einfachste, aber tatsächlich schwierigste Punkt: Zieht Dein Hund, bleibst Du sofort stehen. Aber wirklich sofort. Kommt Dein Hund auch nur einen Schritt voran, bedeutet das bereits ein unerwünschter Erfolg. Deshalb ist es so wichtig, einen Plan zu haben, damit Du auch genau weißt, ab wann Du 100%tige Konsequenz an den Tag legen musst. Und genauso ist es auch auf der anderen Seite. Bleibst Du stehen und Dein Hund geht auch nur einen kleinen Schritt rückwärts, um die Leine zu lockern, gehst Du sofort weiter. Ein unterstützendes Lob kann an dieser Stelle übrigens Wunder bewirken.
Hat Dein Hund Schwierigkeiten die Leine von sich aus zu lockern, ist die Ablenkung eventuell noch zu groß. Dann solltest Du Dein Training auf einen anderen Weg, Deine Auffahrt oder eine abgelegene Wiese verlagern. Dies kommt häufiger vor, als man vermuten mag. Meistens möchte man selbst einfach zu schnell zu viel von seinem Hund. Das Training wird sofort auf einem Spaziergang eingebaut und aus den ersten 10 Metern werden ganz schnell 150. Trainiere lieber 3 Mal ganz kurz, als dass du direkt auf 150 Meter erhöhst. Läuft es richtig gut, beende lieber so positiv und euphorisch eure Trainingseinheit.
Du kannst Deinem Hund eine taktile Unterstützung bieten, indem Du ganz leicht und sanft an der Leine zuppelst, sobald sie gespannt ist. Ganz wichtig: Ich rede nicht von rucken oder ziehen. Es geht eher um ein Nerven. Dein Hund soll die Hilfestellung erhalten, dass das gerade nicht richtig ist. Als grobe Angabe legst du die Leine um deinen Zeigefinger in der Hand und bewegst zum Zuppeln ausschließlich deinen Zeigefinger auf und ab. Auf der „richtig-Seite“ kannst Du ihm auch zusätzlich ein Leckerlie geben, wenn er die Leine von sich aus lockert oder er auch mal ein paar Schritte mit entspannter Leine neben Dir läuft. Wichtig ist, dass er merkt, welches Verhalten richtig ist. Das vergessen viele Hundehalter.
Methode: Umorientierung
Bei diesem Training geht es darum, dass Du Deinem Hund eine akustische Hilfe gibst, wenn die Leine gespannt wird (ähnlich dem Zuppeln bei der vorhergehenden Methode). Wie schon erwähnt, handelt es sich bei dem Signal aber um ein Akustisches (ein Wort oder ein Geräusch). Zuvor wird dieses akustische Signal zur Umorientierung positiv konditioniert. Dazu erzeugst Du dieses Geräusch in völlig reizarmer Umgebung (in Deinem Wohnzimmer) und gibst Deinem Hund eine Belohnung. Kommt Dein Hund angeflitzt, sobald er das Geräusch wahrnimmt und obwohl Du in einem anderen Raum stehst, geht es einen Schritt weiter (in der Regel braucht es nur 4-6 Mal). Nun stehst Du tendenziell hinter Deinem Hund, egal ob drinnen oder draußen, gibst das Umorientierungssignal und belohnst ihn, wenn er sich zu Dir umdreht.
Dein Training beginnt immer in der richtigen Position, sprich: Dein Hund ist entspannt neben Dir. Jetzt kommt ein Auflösesignal ins Spiel, das Du sagst, wenn Du losgehen willst (zB. „Wir gehen“, „Geh los“, „Geh weiter“…). Damit löst Du quasi das Stehenbleiben auf. Gemeinsam geht ihr zügig los. Spannt Dein Hund die Leine, bremst Du Deinen Hund, bleibst stehen und gibst Dein Umorientierungssignal. Dein Hund wird sich dann zu Dir umdrehen oder direkt zu Dir kommen. Sobald sich Dein Hund also zu Dir umorientiert, belohnst Du ihn. Du hast nun zwei Möglichkeiten: Entweder Du drehst direkt um und gehst gemeinsam mit Deinem Hund ein Stück in die entgegengesetzte Richtung oder ihr geht weiter in eure ursprüngliche Laufrichtung. Strafft sich die Leine erneut, startest Du erneut: Hund sanft bremsen und stehen bleiben, Umorientierungssignal –> Hund dreht sich um/ kommt zu Dir –> Loben und Belohnung –> „Weitergeh“-Signal –> losgehen.
Dein Hund soll auf diesem Wege zum einen lernen, dass sich die Orientierung zu Dir lohnt und zum anderen, dass er nur weiterkommt, wenn die Leine entspannt ist. Die Methode eignet sich gut, um etwas mehr Ruhe in das Leinenführigkeitstraining zu bekommen und auch dann, wenn Du in Deiner Zieldefinition formuliert hast, dass Dein Hund auch vor Dir an lockerer Leine laufen darf.
Im weiteren Training wird sich Dein Hund immer öfter von sich aus zu Dir umorientieren, sobald sich die Leine spannt. Dein Hund schafft bereits gewisse Strecken an locker hängender Leine? Wenn die Basis gut aufgebaut ist, ist es Zeit, die ersten Ablenkungen einzubauen. Dazu kannst Du nun das Training auf ein ablenkungsarmes Stück Deiner Gassirunde legen oder Du legst vorher ein Spielzeug oder ein Leckerlie aus, an dem ihr gemeinsam vorbei lauft.
Methode: Umdrehen
Diese Trainingsmethode kannst Du in verschiedenen Variationen anwenden. Das Prinzip ist hier ebenfalls simpel, hängt aber von Deiner Zieldefinition ab: Sobald die Leine gespannt ist, drehst Du gemeinsam mit Deinem Hund um, damit er keinen Erfolg hat. Du hast für Dich definiert, dass sich Dein Hund überall neben und hinter Dir aufhalten darf, Dich aber nicht überholen soll? Dann wäre das Prinzip: Sobald Dein Hund Dich überholt (Frage an dieser Stelle: Was bedeutet „überholen“? Der Hundekopf an Deinem Bein? Die Hundeschulter? Oder alles hinter Deiner Beinhöhe?), dreht ihr gemeinsam um, damit er keinen Erfolg hat. Hast Du für Dich definiert, was Du bei unerwünschtem Verhalten machst, überlege Dir genauso, wie Du richtiges Verhalten verdeutlichst. Du kannst vorher ein spezielles Lobwort konditionieren, ein tolles Leckerlie springen lassen oder eine kleine Pause mit einer Streicheleinheit einlegen. Noch ein kleiner Hinweis: Ich würde bei dieser Methode immer empfehlen, den Hund an einem gut sitzenden Geschirr zu führen, eventuell am Brustring (je nachdem, wie stark Dein Hund zieht).
Bei Hunden, die bereits massiv ziehen und somit immer wieder in die Leine reinrennen würden, empfiehlt es sich ein „Weitergeh“-Signal zu nutzen. Dieses Signal kommt immer kurz bevor Du losgehst und im Anschluss immer kurz bevor Du die Richtung änderst. Somit kündigst Du also Deine Richtungsänderungen an und Dein Hund hat eine Chance mit Dir gemeinsam umzudrehen.
Für eine zweite Variante machst du am Anfang direkt Unterschiede beim Umkehren. Du startest in ruhiger Position, Dein Hund befindet sich links neben Dir. Nun geht ihr gemeinsam los. Noch in dem Versuch Dich zu überholen, drehst Du Dich nach rechts um (also vom Hund weg) und gehst zügig in die entgegengesetzte Richtung. Klappt das gut und Dein Hund schafft es immer mehr Schritte locker neben Dir zu gehen, drehst Du Dich nicht mehr Weg vom Hund, sondern schneidest ihm den Weg ab (drehst Dich also nach links). Wichtig: Damit meine ich nicht über den Haufen rennen. Ein „Weitergeh“-Signal kann an dieser Stelle Deinen Hund wieder aufmerksam machen und ihm die Richtungsänderung ankündigen. Ausschlaggebend ist, wie bei den anderen Methoden auch, ein kleinschrittiger Aufbau sowie Deine Konsequenz. Nach und nach werdet ihr immer längere Strecken geradeaus laufen können ohne Richtungswechsel.
Fazit
Abschließend würde ich immer empfehlen, dass die von Dir ausgewählte Methode zu euch beiden und zu Deinem Ziel passt. Es gibt noch noch viele weitere Methoden, einem Hund das Laufen an lockerer Leine beizubringen sowie wirklich gute Bücher zu diesem Thema. Brauchst Du ein paar Tipps oder hast eine Frage, melde Dich gern bei mir.
Das Wichtigste ist, wie bei allen anderen Trainings auch, dass Du Dir vorher genau überlegst, was Du erreichen möchtest und wie Du den Weg dorthin aufbauen kannst. Einfach drauf los und auch in schwierigen Situationen trainieren, bringt keinen Erfolg. Ich spreche auch da aus Erfahrung. Ich bin ja schließlich auch nur ein normaler Hundehalter, wenn es um meine eigenen Hunde geht. Gib‘ Deinem Hund immer die Chance, genau zu verstehen, was Du von ihm möchtest und dass Du es auch dann möchtest, wenn XY passiert. Mache das Trainingstempo von Deinem Hund abhängig und bleibe immer fair. Zeig ihm, wann genau er sich richtig verhält und hilf ihm, wenn er sich nicht richtig verhält.
Ich wünsche Dir bei eurem Training ganz viel Erfolg und Spaß!
Zeigst Du Deinem Welpen konsequent von Anfang an, welches Verhalten sich an der Leine lohnt, wird das Training einfacher.
Beim Training hilft es, die Hand mit der Leine an einem ganz bestimmten Punkt am Körper zu fixieren, damit sie nicht automatisch mitgeht, wenn der Hund zieht.
Mit dem Hund in den Urlaub: 5 Tipps für eine gute Planung
Es ist wieder soweit: Urlaubszeit. So mancher Hundehalter fragt sich sicherlich, wo man auch mit Hund Urlaub machen kann und vor allem wie. Wir waren schon öfter mit den Hunden im Urlaub, vorzugsweise ging es in ein gemietetes Haus oder wir waren mit dem Wohnmobil unterwegs. Beides ist gut machbar mit Hund(en), speziell aber der Urlaub mit Wohnmobil muss natürlich vorher geplant werden.
Ein Welpe zieht ein – Deine Checkliste
Nun ist es endlich soweit und Dein Welpe ist bei Dir eingezogen. Oder zählst Du gerade die Nächte, die Du noch schlafen musst, bis Du Deinen Vierbeiner endlich abholen kannst? Aus Erfahrung kann ich bestätigen: Die ersten Tage sind sehr aufregend. Man möchte, dass sich der tapsige Hund gut einlebt, dass es ihm an nichts fehlt und er gesund ist und bleibt. Genau deshalb habe ich hier versucht, alle Dinge aufzulisten, über die ich mir Gedanken gemacht habe oder die ich in den ersten Tagen noch überlegen, bzw. besorgen musste. Lade Dir unten bequem alle Infos in Form einer Checkliste herunter.
Die erste Fuß&Pfote Krimiwanderung mit Hund
Pünktlich um 13:00 meldeten sich am 14.11.2021 insgesamt 9 Kommissare mit ihren Diensthunden zu diesem brisanten Einsatz im Wald am Stocksee in Damsdorf. Nach einer Vorstellungsrunde fand noch direkt am Hauptquartier die Vernehmung der Zeugin statt, die die Leiche am Hochsitz fand.
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